Auch in Essen zeigte sich unser Team wieder von zwei Seiten. Während in der ersten Hälfte den meisten der Spieler vor 8.000 Zuschauern das Herz in die Hose gerutscht schien, boten sie in der zweiten Halbzeit eine tolle Leistung und brachten den großen Favoriten RWE am Rande einer Niederlage. Am Ende hätte mit ein wenig Glück sogar noch ein »Dreier« herausspringen können.
Doch nach der Roten Karte gegen Kapitän Julian Schmidt (82.) und einem von Sebastian Lange abgewehrten Strafstoß (83.) darf der SPORTCLUB mit dem Teilerfolg mehr als zufrieden sein.
In der ersten Hälfte spielte der SCV ohne jeden Pfeffer, zaghaft und mit vielen Abspielfehlern. Auch das Zweikampfverhalten ließ zu wünschen übrig. So können in der Regionalliga bei einer Spizenmannschaft keine Punkte geholt werden. Trainer Andreas Golombek in der Pause zu seinen Jungens: »Ihr macht euch ja in die Hosen. Ich will in der zweiten Hälfte sehen, dass ihr echte Kerle seid.«
In der Abwehr musste der SCV zwar auf den verletzten Rino Capretti (Leistenzerrung) verzichten, doch das konnte nicht der Grund für die schwache Leistung sein. Nach 45 Minuten war das 1:0, das Philipp Zeiger in der 16. Minute erzielte, für unser Team noch schmeichelhaft. »Wir haben es in dieser Phase versäumt, für die Entscheidung zu sorgen«, kritisierte Essens Coach Marc Fascher nach Spielschluss.
»Ihr habt hier nichts zu verlieren. Geht raus und spielt endlich Fußball,« spornte Andreas Golombek seine Leute an. Die beherzigten das und kamen mit einer ganz anderen Einstellung wieder auf den Platz. In der ersten Viertelstunde nach der Pause spielte nur noch der SC Verl, und nach dem noch etwas glücklich zustande gekommenen Ausgleich durch Hamadi Al Ghaddioui (49.) wurde es ganz still im Stadion, als Jannik Schröder eine Führungschance ausließ, Julian Schmidt nur die Latte traf und Matthias Haeder an einer Hereingabe von Simon Engelmann vorbeisegelte.
Die Platzherren wurden von den Fans zwar immer wieder nach vorne gepeitscht und kämpften sich ins Spiel zurück, doch unsere Jungens wehrten sich mit Leidenschaft. Selbst als Julian Schmidt nach einem Zweikampf mit Sven Kreyer eine umstrittene Rote Karte sah (beide Spieler hatten dem von Sebastian Lange nach vorne abgewehrten Studtrucker-Schuss nachgesetzt und kamen zu Fall) gaben sie nicht auf, als ihr Keeper mit einer spektakulären Parade Benjamin Baiers Strafstoß abgewehrt hatte.
Die Essener Fans dankten Lange die Rettungstat mit einem Hagel an Wurfgeschossen. »Feuerzeuge, Brötchenhälften, Bierbecher, keine Ahnung, was da alles von der Osttribüne geflogen kam.« Doch Sebastian irritierte das alles nicht, schließlich hatte er seine Elf nach Wattenscheid nun schon das zweite Mal gerettet, indem er einen Elfmeter hielt.
Die Essener zogen in der Schlussphase dann zwar noch ein Powerplay auf, und Schiedsrichter Bastian Börner ließ neun Minuten nachspielen, aber zu großen Möglichkeiten kamen die Hausherren nicht mehr. Umso mehr Glück hatten sie, dass Cebio Soukou und Tim Hermes nach Tätlichkeiten gegen Marco Kaminski mit Gelben Karten davon kamen, weil Börner angesichts der überschäumenden Atmosphäre im Stadion die nötigen Konsequenzen scheute. Dass auch Kaminski Gelb sah, war ein schlechter Witz, denn mit der vermeintlichen Spielverzögerung hatte er nun wirklich nichts zu tun gehabt: Ein Balljunge hatte eine zweite Kugel in den Strafraum gerollt.
Rot-Weiss Essen
Sportclub Verl
Regionalliga West · 11. Spieltag