Guerino Capretti war „megaglücklich, hier gewonnen zu haben.“ Der Trainer des SC Verl strahlte vor Freude, nachdem der SPORTCLUB im Stadion Rote Erde bei Borussia Dortmund II mit 2:1 (2:0) für deren erste Heimniederlage der Saison gesorgt hatte. Auch Vereinsvorsitzender Raimund Bertels war sehr zufrieden: „Das ist sehr gut gelaufen, wie man sich das wünscht.“ Die einzige bittere Pille, die bei dem nicht erwarteten Auswärts-Dreier zu schlucken ist, wird wohl die Verletzung von Keeper Robin Brüseke sein, der am Ende nur noch hinkend den Kasten sauber hielt. Die Diagnose vom Spielfeldrand lautete Bänderriss.
Mit Zugang Jonas Acquistapace an der Seite von Jannik Schröder in der Innenverteidigung sowie Ron Schallenberg mit Gesichtsmaske und Basti Müller auf der Doppelsechs begann der SC Verl. Doch richtig ins Laufen kamen zunächst die Außen und die Spitzen. Links durfte Anton Heinz ran, rechts Patrick Kurzen, und gemeinsam mit den in der Spitze ackernden Mathias Haeder und Fabian Brosowski sorgten sie von der ersten Minute an für enormen Druck auf die Dortmunder. Die fanden überhaupt keine Lösung zu einem vernünftigen Spielaufbau, so schnell standen ihnen immer die Verler auf den Füßen.
Das endete mit häufigen Ballgewinnen für den SPORTCLUB durch ungenaue Zuspiele aus BVB-Reihen und bot Verl hervorragende Kontermöglichkeiten. Insbesondere die Seite mit Sergej Schmik und Patrick Kurzen war nicht zu bremsen. Und so hätte es nach vier Minuten eigentlich schon Verler Jubel geben müssen, doch nach erfolgreichem Pressing belohnte sich „Matze“ Haeder aus allerdings sehr spitzem Winkel nicht.
Bilderbuch-Angriff zur Führung
Doch keine zwei Minuten später legte Verl einen Bilderbuch-Angriff hin. Schröder schlug einen langen Ball auf Brosowski, der mit dem Kopf direkt auf Haeder weiterleitete. „Matze“ schickte auf außen den überragenden Kurzen, der seinen Gegenspieler nicht nur überlief, sondern danach auch noch mit einem Tunnel vernaschte, den Ball flach und scharf weder nach innen passte, wo Haeder den Ball dann zum 1:0 über die Linie drückte (6.).
Auch danach blieb der SPORTCLUB am Drücker, brachte sowohl über den linken als auch weiter über den rechten Flügel den BVB II immer wieder in Verlegenheit und nötigte den Borussen-Keeper Eric Oelschlägel zu Paraden. Dennoch hätte Verl nach einer Viertelstunde fast den Ausgleich kassiert. Dortmund hatte sich erstmals gut durchgespielt, Beyhan Ametov Robin Brüseke überlupft, wurde dabei aber vom Keeper des SC Verl offensichtlich Elfmeter-würdig gebremst, denn den Lupfer hatte die Verteidigung längst geklärt. Doch Brüseke bügelte das selbst aus, wehrte den Strafstoß von Massimo Ornatelli zur Seite ab.
Ein dritter Treffer war möglich
Kurz darauf musste Haeder eigentlich das 2:0 erzielen: Wieder ein schöner Angriff über die rechte Seite, Schmik setzte Kurzen in Szene, der sich auf der Außenbahn durchsetzte und Haeder herrlich freispielte, doch jagte „Matze“ völlig unbedrängt den Ball aus etwa elf Metern etwas überhastet in die Wolken. Doch zwei Minuten später gab es eine nahezu identische Situation, erneut setzte Kurzen Haeder in Szene, der diesmal aber den Ball flach und überlegt ins lange Eck zum 2:0 schoss (22.). Basti Müller hätte seine gute erste Hälfte beinah mit einem Treffer gekrönt, doch sein Schuss aus gut 16 Metern strich über den Kasten, ein Abspiel nach rechts auf den frei lauernden Haeder wäre zudem eine gute Alternative gewesen.
So hatte der SC Verl noch ein paar gute Chancen, noch vor der Pause einen dritten Treffer zu markieren, obwohl der BVB mittlerweile ballsicherer wurde und längst mehr Ballbesitz hatte. Doch die zwei, drei kleineren Chancen vereitelte die Verler Abwehr oder eben der sichere Brüseke.
BVB II zeigte spät, wozu das Team in der Lage ist
Nach der Pause stellte Dortmund ein wenig um, der dribbelstarke Joseph Boyamba wirbelte auf der linken BVB-Seite und bremste so nicht nur die Ausflüge von Schmik aus, sondern sorgte immer wieder für gefährliche Angriffe der Schwarz-Gelben, denen nun deutlich anzumerken war, dass sie das Spiel drehen wollten. „In der zweiten Hälfte haben wir das gespielt, was wir trainieren“, erklärte später BVB-Trainer Jan Siewert, „da haben wir gezeigt, wozu wir in der Lage sind.“ Doch das sollte am Ende nicht reichen. Es sprang lediglich der Anschlusstreffer durch Boyamba (71.) heraus. Der SC Verl verteidigte sehr geschickt und geordnet, zudem konnte der BVB auch nicht alles nach vorne werfen, denn Haeder, Kurzen oder der eingewechselte Viktor Maier lauerten auf ihre Konterchancen.
„Wir haben uns zwar immer weiter hinten reindrängen lassen, aber sehr diszipliniert gearbeitet. Der BVB hat das super gemacht, das war sehr schwer für uns zu verteidigen“, analysierte Capretti. Da zeigte sich dann auch die Qualität des neuen Innenverteidigers Acquistapace. „Jonas hat sich gut eingefügt“, lobte Bertels. Fünf Einheiten mit der Mannschaft hatte der neue Mann, der betonte, dass der SC Verl ihm nicht als ein Schaufenster für mögliche höhere Weihen dient. „Klar würde ich auch gerne noch einmal höherklassig spielen, aber ich kann mir sehr gut vorstellen, auch länger beim SC Verl zu bleiben. Ich bin hier in eine intakte Mannschaft gekommen“, so Acquistapace.
Haeder zeigt sich selbstkritisch
Und Matthias Haeder sprach nach der Partie zwar von einem Lauf hinsichtlich der Treffer, die er derzeit erzielt, sah sich aber auch selbstkritisch: „Es hätte heute einer mehr sein müssen. Wenn wir das dritte Tor machen, wären wir am Ende nicht mehr so geschwommen. Das hat heute viel Kraft gekostet, aber insgesamt haben wir das gut gemacht.“ Viel Kraft dürfte auch die nächste Partie erfordern, denn am Freitag um 19 Uhr wird der Liga-Primus vorstellig: Da ist Viktoria Köln zu Gast in der SPORTCLUB Arena.
Borussia Dortmund II – SC Verl 1:2 (0:2)
BVB: Oelschlägel – Hanke, Pieper, Kilian, Burggraf (30. Wanner) – Konate, Burnic – Boyamba, Ornatelli (63. Rizzo), Ametov (46. Pavlidis) – Isak. Trainer: Jan Siewert.
Verl: Brüseke – Schmik, Schröder, Acquistapace, Stojanovic – Kurzen, Schallenberg, Müller (46. Liehr), Heinz (58. Hecker) – Haeder, Brosowski (58. Brosowski). Trainer: Guerino Capretti.
Tore: 0:1 Haeder (6.), 0:2 Haeder (24.), 1:2 Boyamba (71.).
Gelbe Karten: Ametov, Konate – Heinz, Schmik, Stojanovic
Bes. Vorkommnisse: Brüseke pariert Foulelfmeter von Ornatelli (17.)
Beste Spieler: Boyamba, Pieper – Haeder, Kurzen, Brüseke
Borussia Dortmund U23
Sportclub Verl
Regionalliga West · 14. Spieltag