Im Blickpunkt: SCV-Zeugwart Johannes König

Im Blickpunkt: SCV-Zeugwart Johannes König

Die Erste 07.02.2019

Ein Portrait von Uwe Kramme, Neue Westfälische

Für Johannes König ist die Vorbereitungszeit eine besondere Herausforderung. Er kümmert sich bei dem Regionalligisten dann rund um die Uhr um die Ausrüstung der Trainer und Spieler.
Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung lautet der Titel eines deutschen Spielfilms, der zu einem geflügelten Wort geworden ist. Für die Fußballer des SC Verl war sie das auch am vergangenen Samstag. Sie schlummerten zu dieser Zeit noch selig dem Testspiel gegen den FC Brünninghausen am Nachmittag entgegen. Aber das konnten sie ja auch, weil Johannes König wie immer dafür sorgte, dass von den Schuhen bis zur Mütze alles für sie bereit lag, als sie am Mittag die Kabinentür in der Rhedaer Tönnies-Arena aufmachten.

„Ab vier Uhr war ich bei uns am Platz, habe die Sachen der Spieler vorbereitet“, berichtet der Zeugwart des Regionalligisten. „Lange Hose, kurze Hose, lange Radlerhose, kurze Radlerhose, T-Shirt, Warmlaufshirt, Jacke, Mütze, Handschuhe und Regenjacke“, zählt König auf, was zu einem Ausrüstungssatz gehört. 26 Kleidersäcke packt er für die Verler Viertligakicker und die Trainer Rino Capretti sowie Maniyel Nergiz. Die werden dann auf deren Plätze in der Kabine abgelegt, nicht nur vor den Begegnungen, auch für jede Übungseinheit. „Denn die Jungs sollen sich ja auf die Spiele und das Training konzentrieren können“, erklärt der 66-Jährige seinen Service.

Vier Waschmaschinen mit einem Fassungsvermögen von je acht Kilogramm und vier Trockner stünden in seinem „Waschsalon“ in der Sport-Club Arena in Verl, berichtet König. „48 Minuten dauert ein Waschgang und das Trocknen etwas länger. Da kann sich ja jeder ausrechnen, wie lange es braucht, wenn ich wie letzten Freitag nach dem Training die ersten Maschinen anstelle.“ Am Samstagmorgen wurde die Wäsche getrocknet, sortiert, erst in Säcke verpackt und dann in Mulden, um zusammen mit den Schuhkisten, Bällen, dem ganzen Kleinkram, Getränken und Verpflegung per Bully nach Rheda gekarrt und ausgeteilt zu werden.

Während des 3:1-Sieges – abgesehen natürlich von der Teepause – konnte König durchschnaufen. Mit dem Schlusspfiff galt es schon wieder den ganzen Kladderadatsch für den Rücktransport fertigzumachen. „Bis auch noch die Klamotten der Spieler eingesammelt waren, die im Fitnesscenter trainiert hatten, war es schon wieder 19 Uhr. Am Sonntag um fünf Uhr ging dann alles von vorne los, denn ab zwölf Uhr kickte ja der andere Teil der Mannschaft gegen Westfalia Rhynern“, erklärt König seine Erkenntnis: „Vorbereitung ist immer eine Katastrophe.“

Trotzdem weiß der seit 1994 mit einer Unterbrechung von zwei Jahren aktive Zeugwart des Sport-Clubs zu schätzen, dass der Regionalligist sein Wintertraining in der Tönnies-Arena absolviert. „Auch wenn wir seit dem 14. Januar praktisch jeden Tag dort waren und die tägliche Fahrerei noch oben drauf kommt, wegen des beheizbaren Kunstrasenplatzes können wir wenigstens immer trainieren und müssen nicht auch noch improvisieren, weil Übungseinheiten oder Spiele ausfallen.“

Zu schätzen weiß König gerade in der hektischen Phase vor dem Wiederbeginn der Serie, dass ihm mit dem für die Videoaufzeichnungen zuständigen Markus Schmand und mit Horst („Zappel“) Krause zwei genauso treue Seelen des Vereins unterstützen. „Trotzdem, nach den Stunden die da drin sitzen, darfst du nicht fragen und für Geld kannst du so etwas eh nicht machen“, sagt König. „Du musst schon etwas verrückt sein und den Verein und den Fußball mögen.“ Noch wichtiger sei allerdings, dass die Frau mitspielt. „Sonst bist du ganz schnell nur noch Betreuer und kein Ehemann mehr“, fügt der Rentner hinzu, heilfroh zu sein, dass seine Bärbel diese Leidenschaft nicht nur tolerieren, sondern ihm sogar tatkräftig zur Seite stehen würde.

„Sie ist ja in Sachen Verein sogar noch ein bisschen verrückter als ich“, sagt König dankbar, dass er nicht auch noch für Kaffee und Kuchen vor den Heimspielen oder den warmen Tee in der kalten Jahreszeit sorgen muss. So zufrieden er sei, wenn er seinen Job erledigt habe, am meisten Freude würde der machen, wenn die Mannschaft erfolgreich war. „Die Rückfahrt nach dem 2:1-Sieg in Wuppertal vor Weihnachten, als mit Anton Heinz und Jan Schöpp-ner auch noch zwei Jungs die Tore gemacht hatten, die ich hier habe groß werden sehen, das war einfach nur schön.“

Viel wichtiger als die Aufwandsentschädigung vom Verein sind König ohnehin die Schulterklopfer von den Spielern und das Dankeschön von den Trainern. „Ohne Johannes wären wir doch verloren“, sagte Chefcoach Rino Capretti noch am Sonntag. „Wie oft rufe ich an und sage, Johannes, daran musst du aber auch noch denken und er antwortet: Ach Trainer, das ist doch schon längst eingepackt.“

König genießt aber auch das Zusammensein mit den jungen Sportlern. „Denn bei den Jungs hörst du auch schon mal was anderes als im Altersheim.“ Gefallen findet das Organisationstalent des SC Verl zudem an der prickelnden Atmosphäre bei den Regionalligaspielen und am guten Verhältnis zu den Kollegen von den anderen Vereinen. „Das muss aber auch so sein, dass man sich versteht und hilft.“ Einmal, ganz zu Anfang, hätte er doch tatsächlich die Stutzen vergessen und ausleihen müssen, erinnert sich König. „Aber das war kein Problem.“

https://www.fupa.net/berichte/sc-verl-zeugwart-beim-sc-verl-anpfiff-morgens-um-4-uhr-2288630.html

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