In einer packenden, mitreißenden und temporeichen Partie eroberte der SC Verl beim Tabellenzweiten Borussia Mönchengladbach II einen mehr als verdienten Punkt. Dabei gelang es dem SPORTCLUB, beim 2:2 (1:0) gleich zweimal die Führung der Hausherren zu egalisieren. „Ein Riesenspiel mit viel Herz und Leidenschaft von Anfang an“, zeigte sich auch der neue Trainer Guerino Capretti begeistert; „die Mannschaft hat Charakter bewiesen.“
Nur 316 Zuschauer verliefen sich im Grenzlandstadion mitten in Mönchengladbach. Sie wurden für ihren Besuch mit einem spannenden und packenden Fußballspiel belohnt, das keine Langeweile aufkommen ließ. Auch die Zweitvertretung schien überrascht zu sein von dem Feuer, mit dem die Verler loslegten. Von der ersten Minute an agierte der SPORTCLUB mit einem extrem frühen Pressing. „Wir wollten vorne angreifen“, war dieses Anlaufen die ausgegebene Marschroute von „Rino“ Capretti, „um Druck auf die Innenverteidiger auszuüben, damit die keine Zeit haben, das Spiel in Ruhe aufzuziehen.“ Als zweiten Vorteil nannte Capretti den deutlich kürzeren Weg zum gegnerischen Tor bei Balleroberung.
Das mit der Balleroberung gegen die eigentlich sehr ballsichere U23 der Fohlen gelang den Verlern auch sehr gut, aber nach dem Umschalten war die Fehlerquote im Passspiel einfach zu hoch. So resultierten auf beiden Seiten erste Chancen aus Fernschüssen. Robin Brüseke konnte sich einmal nach einem Gladbacher Freistoß auszeichnen; auf der Gegenseite setzte Gianluca Marzullo aus 18 Metern den Ball knapp neben den Pfosten.
So fiel die Führung der Hausherren auch recht überraschend. Auf einen leichtsinnigen Ballverlust des SPORTCLUBs beim Spielaufbau im Mittelfeld reagierten die Borussen mit einem langen Ball auf den quirligen Mike Feigenspan in Höhe des Verler Strafraums; der ließ den entgegenstürmenden Brüseke aussteigen und schob mit etwas Glück den Ball mit langem Bein ein (16.). Doch der SC Verl zeigte sich keineswegs beeindruckt oder eingeschüchtert, sondern spielte unverdrossen weiter. So blieb die Partie bis zum Pausenpfiff rassig, große Torchancen, sieht man von Kopfbällen nach Flanken oder Ecken ab, waren auf beiden Seiten aber rar.
Auch nach der Pause blieb das Tempo hoch, wogte die Partie hin und her. Und endlich wurde der Kampfgeist des SPORTCLUBs belohnt. Nach feiner Vorarbeit von Nico Hecker, der den Ball auf den durchstartenden Viktor Maier leitete, konnte sich der Stürmer gegen einen Verteidiger behaupten und versenkte den Ball an Gladbachs Keeper Hiemer vorbei zum verdienten 1:1 (50.).
Doch mit einem Remis wollte sich keine der beiden Mannschaften zufriedengeben; das Tempo blieb hoch, auch wenn die Beine etwas schwerer wurden. Das führte jedoch dazu, dass die Verler ein wenig das Risiko aus ihren Pässen nahmen, lieber einmal den ganz sicheren Ball spielten und somit die Fehlpassquote herunterschraubten. Dabei blieben die Westfalen aber am Drücker, erarbeiteten sich auch ein Chancenplus. Und so fiel die erneute Führung der Fohlen wieder äußerst überraschend. Nach einer Ecke bekam Verl den Ball einfach nicht aus dem Strafraum. Der fiel dann Gladbachs Stürmer Ba-Muaka Simakala vor die Füße, der aus zwei Metern zum 2:1 traf (65.).
Wer nun befürchtete, dass Verl die Köpfe hängen lässt, sah sich angenehm überrascht. Nicht eine Sekunde war so etwas wie Resignation zu spüren. Die Capretti-Elf spielte weiter mutig nach vorn. Und „Rino“ bewies gleich ein glückliches Händchen. In der 79. Minute brachte er für den ausgepumpten Jonas Strifler mit Sinisa Veselinovic einen frischen Mann, der gleich mit seiner ersten Ballberührung den erneuten Ausgleich markierte. Hervenogi Unzola hatte sich auf der linken Bahn durchgesetzt und jagte unter Druck den Ball flach vor das Gladbacher Gehäuse; „Sini“ hielt die Hacke hin und so landete der Ball unhaltbar für den Borussen-Keeper halbhoch im kurzen Eck (80.). Die Zuschauer durften sich freuen, denn beide Teams spielten weiter nach vorn, keiner gab sich mit dem Punkt zufrieden. So gab es auf beiden Seiten noch gute Chancen, einmal konnte sich Brüseke noch auszeichnen. Und wer weiß, ob der bereits durchgestartete Maier getroffen hätte, als der im Prinzip ordentlich pfeifende Schiri Dominik Jolk den Vorteil nicht erkannte und ihn zurückpfiff.
„Wir haben sehr mutig gespielt, sind sehr früh angelaufen und haben vorne die Zweikämpfe gewonnen“, fasste Mannschaftsführer Julian Schmidt nach Abpfiff die Partie zusammen. Was Capretti anders macht als sein Vorgänger Andreas Golombek? „Das kann man so einfach nicht erklären“, meinte „Jule“, der zudem nicht bei allen Trainingseinheiten unter Capretti dabei war. „Rino“ war zufrieden: „Man hat gesehen, dass wir uns auch beim Zweiten in Gladbach Chancen erspielen können“, freute er sich und versprach auch für kommende Auftritte „Powerfußball": "Wir wollen attackieren.“
Die beiden Kiebitze, die sich von Alemannia Aachen, am Freitag kommender Woche Gastgeber des SC Verl, den Auftritt des SPORTCLUBs angesehen haben, dürften jedenfalls überrascht gewesen sein vom 90-minütigen Powerfußball des SC Verl.
Aufstellung:
Borussia Mönchengladbach U23: Hiemer – Lieder, Stang, Rütten, Hoffmanns (29. Komenda) – Kraus (60. Ndenge), Brandenburger, Sow, Feigenspan – Simakala (81. Makridis), Yeboah.
SC Verl: Brüseke – Choroba, Schmidt, Kalinowski, Schaal – Schröder, Strifler (79. Veselinovic) – Hecker, Maier, Unzola (86. Kaminski) – Marzullo (66. Liehr).
Schiedsrichter: Dominik Jolk
Tore: 1:0 Feigenspan (16.), 1:1 Maier (50.), 2:1 Simakala (65.), 2:2 Veselinovic (80.).
Gelbe Karten: Brandenburger, Ndenge – Schaal
Zuschauer: 316
Das Video zum Spiel:
Bor. Mönchengladbach U23
Sportclub Verl
Regionalliga West · 29. Spieltag