Heimspiel, volles Haus, Hexenkessel – es könnte so schön sein. Doch von diesem sonst so selbstverständlichen Szenario dürfen Spieler, Verantwortliche und Anhänger des Sportclubs aktuell nur träumen. In der Saison 2020/2021 heißt es: Sofa statt Stadion. Auch die Mitglieder des Fanclubs „Der harte Kern“ werden durch die gezwungene Abstinenz auf eine harte Probe gestellt. Wie sie damit umgehen und worauf sie hoffen, hat uns Vorsitzender Pascal Frickenstein verraten.
Ins Stadion gehen, Freunde treffen, sein Team anfeuern – all das ist seit einem halben Jahr nicht mehr möglich. Das Heimspiel am 10. Oktober gegen Hansa Rostock war für den Sportclub das letzte vor Zuschauern. Genauso lange ist nun auch „Der harte Kern“ schon unfreiwillig außen vor. „Fußball, das bedeutet für uns, mit seinen Freunden an die Poststraße zu kommen und unsere Mannschaft zu unterstützen, nach Siegen und noch mehr nach Niederlagen“, sagt Pascal Frickenstein, Vorsitzender des 1999 gegründeten Fanclubs „Der harte Kern“. „Aktuell fühlt es sich aber so an, als wäre man komplett außen vor, man hat kaum Bindung zur Mannschaft oder zu all dem, was rund um das Team passiert“, beschreibt der 25-Jährige die schwierige Situation. Zuhause, allein auf dem Sofa die Spiele verfolgen, ist seit Oktober die einzige Option. Wobei – eine echte Alternative ist es eigentlich nicht. „Natürlich schauen wir uns die Spiele an, es ist ja nicht so als würde uns das alles nicht mehr interessieren, ganz im Gegenteil. Was die Mannschaft in dieser Saison leistet ist überragend, aber umso trauriger ist es, dass wir daran so wenig teilhaben können.“
Tatsächlich ist beim Sportclub ausgerechnet in den vergangenen zwölf Monaten so viel passiert wie schon lange nicht mehr: „Regionalliga-Meister“, Relegation, Aufstieg und das aktuell so starke Abschneiden in der dritten Liga. Der Fußball hätte für die Fans gut und gerne eine willkommene Ablenkung zum tristen Corona-Alltag sein können. „Wenn wir am Wochenende ins Stadion gehen, geht es ja nicht nur um den Fußball an sich, sondern auch darum, uns zu treffen und gemeinsam etwas zu erleben. Wir sind schließlich nicht nur ein Fanclub, sondern auch ein großer Freundeskreis“, sagt Pascal Frickenstein über den „harten Kern“, zu dem mittlerweile 85 Mitglieder gehören – der jüngste ist zwölf, der älteste über 70. „Wir haben vom Schüler bis zum promovierten Juristen alles dabei, gerade das macht die Mischung bei uns so besonders.“
„Momentan“, sagt der Vorsitzende, „gibt es außerhalb von Whatsapp allerdings kein Fanclub-Leben. Wir veranstalten abseits des Fußballs normalerweise viele gemeinsame Aktionen, gehen bowlen, es gibt eine Weihnachtsfeier und eine Planwagenfahrt zum letzten Heimspiel“, so Frickenstein. Auf all das freue man sich riesig, wenn es denn irgendwann mal wieder möglich ist. „Wahrscheinlich müssen wir dann aber erstmal wieder lernen, Fan zu sein“, sagt der 25-Jährige mit einem Schmunzeln. „Ich hoffe, dass wir die Liedtexte bis dahin nicht vergessen haben.“
Insgeheim gibt es bei vielen die Hoffnung, vielleicht das letzte Heimspiel der Saison am 15. Mai gegen Waldhof Mannheim wieder live an der Poststraße verfolgen zu können, eventuell auch das letzte Spiel der Serie auf dem Betzenberg in Kaiserslautern. „Solche Partien sind natürlich etwas ganz Besonderes, vor allem wenn man die Stimmung dort schon mal am Fernseher verfolgt hat“, sagt Pascal Frickenstein. Bleibt nur zu hoffen, dass er und die restlichen Mitglieder des Fanclubs „Der harte Kern“ Ende Mai nicht genau dazu noch immer gezwungen sind.